AURUM SACRUM | ||
Eine Kunstaktion zur Schaffung des Wandobjekts "Aurum
Sacrum" Thema: "Gold - Konquista - Kreuzzüge" Johannes Goldhoff 1986/87 |
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"Aurum Sacrum" Goldener Kelch, 1980 | ||
Die Geschichte des Goldes ist mit Blut getränkt. | ||
Mein ganz persönliches Bild einer spanischen Galeone
der Konquista erschien, wie folgt, vor meinem inneren Auge: Vorne, an der Spitze als Galeonsfigur, das Kreuz. In der Mitte des Schiffs die Eroberer, in eisernem Harnisch mit geschulterter Muskete. Im Heck der Galeone, der Schmelzofen - für das erbeutete Gold in neuer Form... |
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Der Drang zur Entdeckung und Inbesitznahme von
fremden Ländern und Gütern wurde seit jeher von materiellem Verlangen
und religiöser Umhüllung geprägt und gespeist. Die Geschichte der
Konquista zeigte uns den Weg des Goldes und das mit ihm verbundene Leid
der indigenen Bevölkerung in erschütternder Weise. Man denke an den Altar aus "purem" Inkagold in der Kathedrale von Sevilla. Die Kreuzzüge sind ein weiteres Beispiel für den blutigen Weg des Goldes unter dem Mantel religiöser Zeichen. Eine Ideologie als Religions Ersatz diente der totalitären Macht des NS Regimes zur Errichtung ihrer Menschen verachtenden "Goldminen" - bekannt als Konzentrations- und Vernichtungslager. |
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"Gold - Konquista - Kreuzzug" / "Gold - Gewalt - Religion" | ||
"Aurum Sacrum 1986" Der Goldene Kelch, kurz vor der Aktion, auf dem Goldschmiedefell meines Vaters (+1977). 7 Jahre und etwa 25.000 Arbeitsstunden an Schmuck, profanen und sakralen Gerät vereint mit seinen Blutspuren spiegeln sich in diesem Leder der Edelmetall Arbeit... |
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MATERIALIEN | ||
Aktion: | ||
Alter Hubstabler - Sieben Lagersteine - Abgearbeitetes Goldschmiedefell mit Blutspuren - Goldener Kelch - Weißes Leinentuch - Druckerschwärze - Sieben Personen | ||
Objekt: | ||
Relikte der Aktion - Roter Pelikan Siegellack - Weiße Dispersion; und Spuren von Mensch und Zeit - dürfen bleiben! | ||
UMSETZUNG | ||
Transformation durch Umkehrung. | ||
"Im Werk ist das Geschehnis der Wahrheit, und zwar nach der Weise eines Werkes am Werk. Demnach wurde im voraus das Wesen der Kunst als das Ins-Werk-Setzen der Wahrheit bestimmt. Doch diese Bestimmung ist bewußt zweideutig. Sie sagt einmal: Kunst ist das Feststellen der sich einrichtenden Wahrheit in die Gestalt. Das geschieht im Schaffen als dem Hervor-bringen der Unverborgenheit des Seienden. Ins-Werk-Setzen heißt aber zugleich: in Gang- und ins Geschehen-Bringen des Werkseins. Das geschieht als Bewahrung." | ||
Martin Heidegger, Der Ursprung des Kunstwerkes, Reclam, 1960 | ||
Der Hub/Druck-Stapler verlor drei Tropfen Öl | ||
Wandobjekt "Aurum Sacrum" 400x140cm | ||
Bei der Erstellung dieser
Archivseite fand ich bei der Websuche nach "Aurum Sacrum" überraschend
ein weiteres, aktuelles Thema, von 2011. Einen interessanten Text zum
Gold und seiner Geschichte von Dr. Winfried Koensler.
Hier, mit seiner freundlichen Erlaubnis, zur Nachlese und vorab das Cover seines Buches "Heiliger Schein - Die Bedeutung von Gold im Glauben" |
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GOLD - AURUM SACRUM ODER GEWALTMETALL? |
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Glanz der Sonne, alleiniger Besitz der Götter, Metapher für Reinheit und
Heiligkeit, der Unendlichkeit, des Jenseits und der Unsterblichkeit, des
Lichtes und der Erleuchtung – als das alles hat man Gold bezeichnet.
Gold hat Jahrtausende lang eine fast ausschließlich sakrale Bedeutung:
Aurum Sacrum –
Heiliges Gold. Kein anderes Material weist eine so gewaltige
Kulturgeschichte auf wie das gelbe, glänzende Metall. Als Gold ein immer
beliebteres Tauschmittel für Opfergaben wird, liegt die Erfindung des
Münzgeldes in der Luft. Gold wird für Jedermann verfügbar. Soldaten
werden mit Gold bezahlt. Seitdem bilden Gold und Gewalt eine unheilige
Allianz. Ganze Völker werden aus reiner Gier nach Gold ausgerottet. Ist
Gold das wirklich wert? Ein kurzer Blick in die Geschichte: |
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Warna, Bulgarien, 4600-4200 v. Chr. |
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Seit fast 7000 Jahren steht Gold für die ersehnte Unsterblichkeit. Die
Warnakultur der Kupfersteinzeit deutet auf eine ausgeprägte religiöse
Vorstellung der Thraker vom Leben nach dem
Tode hin. Die patriarchalische Oberschicht sieht sich als Stellvertreter
der Götter. Ihre Bestattung erfolgt unter Grabbeigaben von über 1500 kg
Gold. Als die Gräber 1972 entdeckt werden, sind die Hölzer zersetzt, die
Knochen verwittert und die Metalle oxidiert. Nur das Gold sieht noch
genau so aus wie vor fast 7000 Jahren. Die Herrscher wissen: Gold ist
seit jeher beständig und bleibt rein. Gibt es ein besseres Symbol für
den Glauben an die Ewigkeit? |
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Unterägypten, ca. 3000 v. Chr. |
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Es wird immer aufwendiger, aus den Nilsanden Seifengoldflitter heraus zu waschen. Die aufwendige Bestattung der Gottkönige erfordert immer mehr Gold. Das heilige Metall steht für die Götter und die göttliche Abstammung der Pharaonen. Findige Handwerker schlagen Gold zu immer dünneren Folien. Doch das reicht nicht, um Götterbilder und Pharaonenstatuen wie aus massivem Gold gefertigt aussehen zu lassen. Das Geheimnis liegt darin, die Oberfläche vor dem Anlegen des Blattgoldes so vorzubereiten, dass man das Gold polieren kann. Erst dann sieht es aus wie reines Gold. Als das Gold aus den Nilsanden nicht mehr ausreicht, schickt Königin HATSCHEPSUT Handelsexpeditionen in das sagenhafte Goldland Punt. Das Berggold wird nun mit Hilfe von Sklaven unter Tage gewonnen. | ||
Südamerika, ca. 2000 v. Chr. | ||
Die Herrscher und hohen Beamten des Hofes müssen ihre göttliche
Abstammung unter Beweis stellen. Das funktioniert am besten mit dem
sonnengleichen Metall. Einen Handelswert besitzt Gold nicht. Auch in
Südamerika ist es nicht leicht, Gold zu gewinnen. Den Metallschmelzern
gelingt es, das Edelmetall aus Silber- und Kupfer-Legierungen an der
Oberfläche durch Herausätzen der anderen Metalle anzureichern: die
Technik des Tumbaga ist erfunden. Als die
Spanier das Land erobern, wird ihnen erzählt, dass der Herrscher der
Muisca-Indianer erst als König anerkannt
ist, wenn er ganz mit Gold eingepudert in einen See steigt und goldene
Opfergaben versenkt. So entsteht die Legende vom unermesslich reichen
Goldland El Dorado. |
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Naher Osten, zwischen 1900 und 1500 v. Chr. |
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AARON lässt alles Gold des jüdischen Volkes einsammeln und zu einem
Stier umschmelzen. Man hat ihn gedrängt, ein Götzenbild zu schaffen, das
verehrt werden kann. Als MOSES mit den Gesetzestafeln vom Berg Sinai
zurückkommt, ist er wütend: Er lässt den goldenen Stier zertrümmern,
pulverisieren und mit Wasser mischen. Das Volk muss dieses Wasser
trinken. Er verkündet, dass es nur einen Gott gibt. Gott hat ihm
aufgegeben, welche Gebote einzuhalten sind. Alle Geräte zur Verehrung
Gottes sollen aus purem Gold angefertigt werden. Die Bundeslade soll
innen und außen vollkommen
vergoldet werden. Die Steintafeln mit den Geboten Gottes lässt er in die
Bundeslade legen. |
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Sardes,
Lydien, 334 v. Chr. |
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Spätestens mit der Erfindung des Münzgeldes im klassischen Griechenland
ist Gold profan geworden. ALEXANDER besiegt die Perser und zieht mit
seinem Heer in Sardes ein. Um seine Soldaten
zu bezahlen, lässt er alles Gold einsammeln und an seine Kämpfer
verteilen. Das macht Geschichte. Immer wieder werden goldene Kunstwerke
und goldener Schmuck eingesammelt und umgeschmolzen bis zur ultimativen
Aufforderung des Deutschen Kaiserhauses im Jahre 1813, alles private
Gold zur Finanzierung des Frankreichfeldzuges abzugeben. 1916, längst
tobt der Zweite Weltkrieg, heißt es wieder:
„Gold gab ich zur Wehr, Eisen
nahm ich zur Ehr!“
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Nordindien, 4. Jahrhundert v. Chr. |
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Gold steht seit Jahrtausenden für Licht und Erleuchtung. Die Heiligen Schriften des Buddhismus werden mit Goldtinte geschrieben. Das Lehrgedicht (Sutra) vom Goldenen Licht sagt, dass die Körperfarbe des BUDDHA reines Gold ist. Reliquien des BUDDHA werden in goldenen Schreinen laufbewahrt, Buddhastatuen und –Bilder werden aus Gold gefertigt. Blattgold ist eine beliebte Opfergabe. |
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Rom, 258 n. Chr. |
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LAURENTIUS übernimmt das Amt des Verwalters der Schätze der jungen
christlichen Kirche. CHRISTUS ist der neue König. Und dem König gebührt
Gold. Das ist dem römischen Kaiser VALERIAN zu Ohren gekommen. Er ist
der Kaiser und dem Kaiser gebührt die Verehrung. Er lässt LAURENTIUS zu
sich kommen und befiehlt ihm, die Kircheschätze abzuliefern. LAURENTIUS
bittet um Aufschub. VALERIAN gewährt ihm drei Tage. Bis dahin hat
LAURENTIUS alle Schätze unter den Gemeindemitgliedern aufgeteilt. Das
hilft ihm jedoch nicht. VALERIAN befiehlt, LAURENTIUS zu ermorden. Die
frühen Kirchenväter warnen davor, Gold anzuhäufen. Stattdessen sollte
man das Gold lieber den Armen geben. |
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Karibik, Oktober 1492 | ||
Die heilige Kirche und der König von Spanien benötigen immer mehr Gold.
Die europäischen Lagerstätten geben nicht mehr viel her.
„Gebt mir Schiffe, und ich werde
Euch einen Weg nach den reichen Ländern im Osten öffnen, auf dem ein
Strom von Gold in die Schatztruhen Ihrer Majestät fließen wird“,
verspricht CHRISTOBAL COLON. Er segelt nach Westen. Als er Land sieht,
ist er förmlich elektrisiert:
„Fast schon bei Sonnenuntergang ankerte ich, um zu erkunden, ob es dort
Gold gebe.“ Vertrauendvoll nähern sich Indianer, um beschenkt zu
werden und zu schenken – Nahrungsmittel, wertvolle Hölzer, Schmuck und –
Gold. Die Suche nach Gold wird zu einer zwanghaften Gier, die geplante
Bekehrung der Indianer tritt in den Hintergrund. Jedem, der Gold
besitzt, wird alles abgenommen. Unersetzbare Kunstschätze werden für
immer vernichtet. KOLUMBUS meint:
„ Es ist eine wunderbare Sache.
Wer immer Gold besitzt, ist der Meister von allem, was er sich wünscht.
Mit Gold kann man sogar Seelen in den Himmel befördern.“ |
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Halle, 31. Oktober 1517 |
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MARTIN LUTHER schreibt einen Brief an den Erzbischof von Magdeburg und
Mainz, ALBRECHT VON BRANDENBURG. ALBRECHT hat Tausende von Reliquien
gesammelt, meistens in goldenen Behältern und durch den Verkauf von
Ablassbriefen finanziert. Er besitzt für jeden Tag des Jahres Reliquien
des Tages-Heiligen und 42 ganze Körper. Dies ist die größte
Reliquiensammlung der Welt. LUTHER verdammt den exzessiven
Reliquienkult. Es kommt zum vollständigen Bruch mit der
römisch-katholischen Kirche. |
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Triumala
Tirupati, Indien, 1517 |
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Im hinduistischen Indien dient Gold immer schon zur Verehrung der
Götter. Gold wird seit Jahrtausenden - wie schon in Ägypten - zu
Blattgold geschlagen. Seit dem 16. Jahrhundert entsteht in
Triumala Tirupati
im südindischen Bundesstaat Andhra
Pradesh der goldreichste Tempel der Welt.
Nirgendwo wird rituelle Reinheit so mit einer spezifischen Wertanlage
kombiniert wie in der hinduistischen Gesellschaft. |
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Kunstbetrieb der Avantgarde, 20. Jahrhundert |
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Seit dem ausgehenden Mittelalter spielt Gold in der bildenden Kunst
keine Rolle mehr. Die Kunst ist profan geworden, bis die Künstler des
20. Jahrhunderts mit Goldblechen, Goldfarben und Blattgold
experimentieren. ANDY WARHOL, YVES KLEIN und JOSEPH BEUYS beschäftigen
sich ausgiebig mit Gold. Dabei geschieht etwas Erstaunliches: Trotz
Versuche und Experimente gelingt es nicht, die sakrale Bedeutung von
Gold aufzuheben. Gold ist und bleibt Aurum
Sacrum – Heiliges Gold: Das ist der
wirkliche Wert des Goldes. |
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Gold ist wieder ein Thema – nicht nur aus finanziellen Gründen |
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Heute ist Gold Statussymbol, Krisenmetall, Angstinvestment oder einfach
nur Diversifikationsmittel zur Streuung von Geldanlagen. Unsere Welt ist
hektisch und profan geworden: Als erfolgreich gilt, wer viel schafft,
ständig etwas tut und über alles Bescheid weiß. Der Zoologe ERNST
HAECKEL (1834–1919), der auch den Begriff Ökologie prägte, sagt dazu:
„Wir sind nicht auf der Welt, um
zu schaffen, zu tun und zu erkennen, sondern um Schönes zu schaffen,
Gutes zu tun und Wahres zu erkennen.“ Mit Gold kann man Schönes
schaffen, Gutes tun und - wenn man sich seiner sakralen Bedeutung wieder
bewusst wird – Wahres erkennen. Es gibt wieder Anlässe, wahre
Goldschätze zu heben.
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Über den Autor: | ||
"Der Autor studierte Mineralogie und Lagerstättenkunde und arbeitete als promovierter Mineraloge lange in der Industrie. 1989 veröffentlichte er ein Werk über "Sand und Kies - Mineralogie, Vorkommen, Eigenschaften, Einsatzmöglichkeiten" im Enke-Verlag, Stuttgart. Gegenwärtig arbeitet er an einem Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung. Schon als Jugendlicher lernte er durch seinen Vater verschiedene Religionen kennen, ebenso das Arbeiten mit Blattgold. Als die Ehefrau des Autors, die Leiterin des Mineralogischen Museums der Universität Bonn, Frau Dr. Schumacher, eine Sonderausstellung zum Thema Gold vorbereitete, ergriff ihn die Faszination der Beschäftigung mit Gold erneut. Innerhalb der Sonderausstellung "Goldrausch" des Mineralogischen Museums der Universität Bonn ( 7.11.2010 - 10.6.2011 ) bearbeitete er die Themenbereiche "Gold im Glauben" und "Vergolden". Dabei entstand die Idee zu diesem Buch." | ||
Dr. Winfried Koensler ist Diplom-Mineraloge, am RAL Institut mit der Schaffung von Gütezeichen beschäftigt, und lebt in Bad Honnef, Deutschland. www.ral.de Winfried Koensler: Heiliger Schein – Die Bedeutung von Gold im Glauben. Shaker Verlag, Aachen 2010, ISBN 978-3 8322-9536-3, € 22,80. Erhältlich auch bei Buchhandel.de Mail Kontakt zu Dr. Koensler: koensler(at)t-online.de |
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© Johannes Angerbauer-Goldhoff 1980/2013 | ||
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Links zum Thema "Aurum Sacrum" aus dem Jahr 2011: | ||
http://www.openpr.de/news/545321/Gold-Aurum-Sacrum-oder-Gewaltmetall.html | ||
http://www.gold-news-247.de/modules.php?name=News&file=article&sid=510
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