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KONZEPT
   
  "Hommage an das Margaretenfenster"
   
1. Schaffung des fehlenden 15. Medaillons in 16 Teilen.
2. Einbeziehung der regionalen Bevölkerung in einen Gestaltungsprozess.
3. Überregionale Linderung menschlichen Leids im Sinne der Projektidee.
   

1.0.

Schaffung des fehlenden 15. Medaillons in 16 Teilen.

1.1.
Zur Situation:
Die Märtyrerlegende der Heiligen Margareta von Antiochien wird ausführlich in der bekanntesten Legendensammlung des 13. Jahrhunderts, der Legenda aurea des Jacobus de Voragine beschrieben. Die Goldene Legende ist ein erster Hinweis auf Gold und Zeit, Kunst und Wahrheit.
Im romanischen Margaretenfenster der ehemaligen Stifts- und heutigen Pfarrkirche Ardagger befinden sich 15 Kreismedaillons und die "Stifterscheibe", insgesamt bilden also 16 Medaillons das mittelalterliche Fenster.  Das 15. Medaillon (14. Kreismedaillon) ging verloren.
Mit seinem Bildthema lag dieses fehlende Medaillon zwischen "Himmelfahrt"  -  welches in seiner ursprünglichen Anordnung als krönendes, mittelachsiges 16. Medaillon den Abschluss bildete  -  und "Enthauptung" der Heiligen.
Bei der Restaurierung wurde das krönende Himmelfahrt Medaillon aus seiner ursprünglichen 16. Lage an die Stelle des verlorenen 15. Medaillons versetzt. Der Enthauptung folgt nun unmittelbar die Himmelfahrt. Den ursprünglichen Platz der Himmelfahrt nimmt heute ein Wappen ein.

Aus der Festschrift Stift Ardagger,1996: "Die ehemals 15 Kreismedaillons (eines ist verlorengegangen), welche die Legende der hl. Margareta ausführlich illustrieren, sind so angeordnet, daß in rythmischem Wechsel auf zwei nebeneinander situierte ein in der Mittelachse liegendes folgt, wobei der heute erneuerte obere Abschluß des Fensters ehemals von einem die Komposition krönenden Medaillon gebildet wurde." (S.33.) - "Das heute als 13. gereihte (Anm.: Kreis-) Medaillon, Margaretas Seele wird von Engeln in den Himmel getragen, scheint wohl ehemals als bekrönendes Mittelmedaillon im oberen Bogenfeld des Fensters situiert gewesen zu sein. Im Margaretenfenster von St. Julien du Sault (Department Yonne; Abb. 13) nimmt eine ident gestaltete Szene ebenfalls diesen Platz ein" (S.35)

Anm.: 13. Jahrhundert, "Abb. 13", 13. Kreismedaillon, 13. Minenfeld
Das verlorene Medaillon "könnte der Darstellung des letzten Gebets der Heiligen gewidmet gewesen sein, dem in der Legenda aurea breiter Raum eingeräumt wird" (S.35). - Assoz.: Ein Ausbreiten des Goldes im Raum...

1.2.

Umsetzung:

1.2.1. Digitale Bearbeitung
Dieser vor der Restauration  ursprünglich bestehende Leerraum wird nun von mir wieder aufgefüllt mit dem symbolischen "Auflösen" des mittelalterlichen, bildhaft beschreibenden - hagiographischen - Leidenswegs (dies kann auch als symbolische Rückkehr des krönenden Medaillons an seine ursprüngliche Stelle verstanden werden). Die "Auflösung" des Bildhaften wird zeitgemäss als "digitale Reinigung der sichtbaren Bildebene in 14 Schritte" realisiert.
Im restaurierten Margaretenfenster befinden sich 14 original erhaltene Kreismedaillons - eines wurde ergänzt. Es ergibt sich so die "14" als Schlüsselzahl für den digitalen Gestaltungsprozesses. Das fehlende Medaillon nimmt unter den 15 Kreismedaillons ebenfalls die 14. Stelle ein.
Mein Umsetzungsschema in der digitalen Bildbearbeitung der 14 erhaltenen Medaillons lautet gegebenermaßen: "Helligkeit +14, Kontrast -14". Dieses Schema wird in 14 aufbauenden Stufen vollzogen (1 x beim ersten Medaillon, 2 x beim zweiten ...  14 x beim 14.). Mit jeder Stufe steigert sich der Bildinhalt in seiner Helligkeit, wobei der Kontrast der Farben gleichzeitig geschwächt wird. Von der Schlüsselzahl 14 ausgehend ergibt sich die grafische Situation, dass ab der 13. Stufe - dem 13. Medaillon - kein Bildinhalt (kein Pixel) mehr sichtbar ist. Die bildhafte Darstellungsweise wird so mit Licht aufgelöst und in eine höhere Ebene transformiert.
   
1.2.2. Grafische Umsetzung
Mittels Siebdruck auf Sicherheitsglas.
Die äußere Form der 16 Objekte bestimmt das den Gestaltungsprozess und die Kunstidee tragende Element: quadratisches Blattgold. Das Material des Bildträgers bestimmt das vorgebene Thema Margaretenfenster: Glas (250 x 250 x 5 mm Einscheibensicherheitsglas).
Ein gelbes Quadrat (Blattgold und Pixel) als Ausgangsform, im Zentrum der Glasscheibe eine freie Kreisfläche. In dieser Fläche wird Blattgold grün erscheinen, wenn es hinterleuchtet wird, und von der Rückseite im Auflicht betrachtet als ein goldenes Halo.
Den Kreis vertikal teilend werden die 14 digital bearbeiteten und paarweise angeordneten Medaillons das gelbe Quadrat mit dem Goldkreis verbinden.
   

 Grafisches Beispiel der Entwicklungsschritte:

056druck01.jpg (5757 bytes)     056druck02.jpg (8221 bytes)     056druck03.jpg (9145 bytes)

  Der so geschaffenene Bildinhalt  wird auf 16 Objekte aufgebracht.
  4 x 4 Minen bilden das goldene Minenfeld.

 

1.2.3. Vergoldung
Die 16 Objekte werden zur Gänze einseitig vergoldet, der Bildinhalt wird so der Sichtbarkeit entzogen. Die Vergoldung erfolgt mittels 23kt. Dukaten - Doppel - Gold, in der von mir seit kurzem verwendeten "Übergoldtechnik". Bei dieser Technik wird das Blattgold auf einem Vergoldergrund überlappend aufgetragen. Die Goldplättchen werden angeworfen und mittels Fingerdruck von links unten nach rechts oben gepresst. Ein strahlenförmig ausfächernder Duktus erscheint. Das herkömmliche anschliessende Ausbessern und Polieren entfällt. Das Blattgold an sich bleibt so in seiner "Materialehrlichkeit" bewahrt, die nun matte Oberfläche wird hoch sensibel. Durch das Überlappen richten sich die Blattgoldränder auf. Sie bewegen sich im Luftzug - wogende Goldfelder. Wird Druck auf die Goldfläche ausgeübt, verdichtet sich das Blattgold zu einer Spiegelfläche. Der von mir geschaffene Begriff "Übergold" lehnt sich an den Begriff "Übergummi", welcher in der Reifenindustrie für die Gusskanäle an fabriksneuen Autoreifen verwendet wird, an. - Goldene "Nabelschnüre" der Formgebung.
   

2.0

Einbeziehung der regionalen Bevölkerung in einen Gestaltungsprozess

Das aus 16 Einzelfeldern mit der Grösse von 25 x 25cm bestehende und im 4 x 4 Raster angeordnete, goldene Minenfeld soll im Eingangsbereich der Kirche installiert werden. Menschen werden auf dem Weg in die Margaretenkirche ihre Spuren auf dieser Fläche hinterlassen und dabei vereint eine goldene Spiegelfläche schaffen. Durch die dabei stattfindende Erosion des "Übergolds" werden feine Partikel des Blattgolds im Raum verteilt werden. Gleichzeitig kann der Bildinhalt unter der Vergoldung partiell sichtbar werden.
Nach Beendigung des Gestaltungsprozesses - der Beschreitung der Schwelle - wird die Installation abgebaut. Die so entstandenen 16 Einzelobjekte mit den Spuren der Bevölkerung werden hinter Sicherheitsglas konserviert. Eine Buthylschicht mit Aluminiumfolie als Dampfsperre wird das Goldfeld mit dem Schutzglas versiegeln. Zum Abschluss wird das Glasobjekt in einem Eisenprofil eingeschweisst, der Gestaltungsprozess so bestmöglich konserviert. Der Eisenrahmen ist hier auch als Hinweis auf die gesonderte Eisenarmierung der Mittelmedaillons zu verstehen.
Die nun entstandenen 16 Wandobjekte sollen - im Licht aufgerichtet - als Symbol der goldenen Wahrheit und Gemeinsamkeit ihre Plätze in den Wohnungen der Gemeindebevölkerung finden.
   

3.

Überregionale Linderung menschlichen Leids

   
  Der krönende Abschluss des Projekts ist die Linderung menschlichen Leids.
   
  Mit dem Kauf eines Goldobjekts ist als vollendende Spur die Linderung menschlichen Leids konzeptuell verbunden. Jeder Käufer/jede Käuferin wird so zum Gestalter/zur Gestalterin im sozialen Bereich. Im konkreten Fall soll diese Formgebung (Spende) einer Institution zugute kommen, die sich mit der Hilfe für weibliche Folteropfer beschäftigt: "Medica Mondiale"
  Ausstrahlend vom Hochchor der Margaretenkirche des Stift Ardagger kann so durch die Bevölkerung der Gemeinde ein überregional ausstrahlendes goldenes Zeitzeichen der Menschlichkeit und Kunstaufgeschlossenheit gesetzt werden.
  Als erweiternde Informationsebene wird eine, das Projekt kontinuierlich begleitende, Prozessdokumentation im Internet die global zugängige Betrachtung der einzelnen Projektschritte ermöglichen. Eine daraus entstehende, sich auch zukünftig ständig erweiternde Formgebung der Hilfe für Folteropfer wäre vorstellbar und im Sinne der Inspiration ausdrücklich wünschenswert.

 

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