Social Gold - Textarchiv
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"Irgendwie" ein kleines Manifest von Johannes Goldhoff
 
(Anm.: Am 17. Februar 1990 in die Schreibmaschine getippt. Wieder gefunden am 30. April 2018)
 

Irgendwie

Irgendwiehjhjjjjjjjj

Irgendwie ist doch alles beschissen. Wofür fühlt man eigentlich, für wen läßt man sich dauernd verletzen. Das Innerste glüht schmerzt und wehrt sich mit brutalen Stichen gegen die Realität. Die Realität welche aus Oberflächlichkeit, Oberlächerlichkeit, flacher Dummheit besteht. Materielle Drachenflieger, wenn der Schein zerreißt verliert der Boden zerschmetterte Glieder.                                                                             

War’s schön im Urlaub? Sie schau’n ja blühend aus. Fauler Hund, ich kann mich dumm und deppert arbeiten und er liegt in der Sonne. Sehe UV-Licht, die Augen brennen, eine innere Unruhe läßt mich nicht ruhig liegen. Aufstehen, umdrehen, wechseln und wenden, acht Stunden am Tag. Ein Stück Fleisch, ölig und fett, gegrillt um in der guten Gesellschaft ein ästhetisches Äußeres abzugeben.         

Knie und Kopf im Sand, das Arschloch zur Sonne. Es tut gut das Heilen zu spüren.

Jeden zweiten Tag eine Dose Vaseline. Die Haut spannt, bricht, blutet. Schon wieder vierzig Prozent kaputt.

 

Im Gesicht Cortison. Bestrahlen. Schau’st ja gut aus, man sieht dich so selten. Arroganter Typ, sitzt zu Hause und läßt sich’s gut gehen. Beklemmung, Klammern der Angst. Schon seit ich klein war. Jetzt bin ich größer und es klemmt anders, stärker, mit Hirn. Depressionen, reflexive, sagt man, organische Psychose, sagt man, na ja denkt man.

 

Öffentliche Exkremente. Warum sitze ich zu Hause, denke und mache dabei mein Hirn kaputt. Gedankenstille, emotionslose. Traue mich nicht unter die Leute, fühle mich nicht wohl in meiner Haut, habe halt keine dicke Haut. Muß hinaus, muß arbeiten, muß Gold versenken, muß die Oberflächlichkeit bekämpfen, muß mein Äußerlichstes zeigen um Gold zu geben. Warum ich, (Anm.: Zeile versetzt) ich habe doch so Angst!

Gold versenken, ich fühl mich so wohl in meiner Haut.
 

Aber natürlich ist’s aus achtzehn Karat gnä Frau. Schön steht’s ihnen. Darf es ein bisserl mehr sein? Quecksilber, Zyanid, Malaria, Tot und Negerblut (Anm.: „Neger“ unterstrichen, „gold“ mit Bleistift darüber hinzugefügt). Nicht das Metall ist schlecht, sondern der Mensch mit seinem durch Oberflächerlichkeit geblendetem Geist. Das visuelle Geldgold ist schlecht. Ich muß es schön machen, rein waschen, so viel Schmutz und Blut abwaschen. Gelbgold zeigen. Es tut mir gut der Druck läßt nach. Salz, Schwefel, Quwecksilber (Anm.: das „w“ mit blauem Kugelschreiber schräg durchgestrichen), versenken, vergraben, auflösen. Echtes Gold, Unsichtbares.

 
Ein Abenteuer, ein Sinn im Leben, überleben, hoffentlich...
 
17. Feb. 1990
 
O Hoff 

(Anm.: ein roter Punkt im „O“ vor Hoff)

 
Gold Hoff 1990
 
Goldhoff "Irgendwie" 17 Feb 1990 - Kleines Manifest (scan)