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4. Biografisch-künstlerischer Weg
 
4.4.4. Die soziale Phase - Environment und Minenfelder (ab 1991)
 
4.4.4.1. Definition Environment und Minenfeld
 
Seit 1991 bezieht Angerbauer den Menschen in seinen künstlerischen Schaffensprozeß ein. Zu Beginn war es der Notariatsakt, der durch Hinzuziehung eines Notars den Prozeß bestätigte, der jedoch nicht zum vollendeten künstlerischen Schaffensprozeß beitrug. Angerbauer gibt ab 1991 seine Werkautorität an die Menschen ab, die den künstlerischen Prozeß durch ihr Mitwirken beeinflussen und vollenden.
 
Das Environment ist als eine Kunstform bekannt, die eine räumliche Situation durch Anordnung verschiedener Objekte und Materialien herstellt. Bei Angerbauer wird das herkömmliche Environment durch goldene Bodenfelder erweitert. Er verwendet zwei Arten von goldenen Bodenfeldern, einerseits das Environment, das sich spezifisch auf ein einziges Thema bezieht, andererseits das Minenfeld, das sich auf verschiedene, voneinander unabhängige Inhalte bezieht.
 
Das Angerbauersche Environment und Minenfeld ist eine begehbare, aus mehreren meist quadratischen Einzelfeldern ("Minen") bestehende blattvergoldete Bodenfläche. Im Wort Minenfeld steckt wieder die im Goldbegriff liegende Ambivalenz der Werte. Einerseits die Suche nach Glück und Geld in den (Gold-) Minen der Erde und andererseits die (Land-) Minen als hinterhältig in der Erde lauerndes, totbringendes Kriegswerkzeug, als verborgener heimtückischer Anschlag.
 
Die quadratischen Einzelfelder (56), bestehend aus Dreischichtholzplatten, sind die Bildträger, auf welche anfangs in Form von Photographien und laminierten Photokopien, später in Form von Siebdruck, die Bildinhalte ( z.B. Abb. 12 und Abb. 13). angebracht werden. Sie sind die Transportmittel für den weiteren Prozeß. Die Bildinhalte beziehen sich in komplexer Weise auf Gold in menschlicher, künstlerischer, religiöser, materieller und transzendenter Hinsicht und die damit zeitlich verbundenen Zusammenhänge. Sie bauen sich im Gesamtkontext der T.A. immer mehr in vernetzten Bezügen auf.
 
Nachdem der Bildinhalt als Photographie oder später in anderer Weise auf dem Bildträger aufgebracht ist, wird dieser mit 8 cm x 8 cm großen Blattgoldblättchen überzogen. Nun ist der Bildträger blattvergoldet und der Bildinhalt unsichtbar. Eine strahlende, goldene Fläche entsteht und beginnt zu scheinen.
 
Nach Fertigstellung der quadratischen Bodenfelder leitet die Vernissage die T.A.Handlung ein. Das anschließende Begehen der Minenfelder (57) durch die Menschen legt mit der Zeit die Bildinhalte frei und diese kommen dadurch partiell wieder zum Vorschein. Zu diesem Zeitpunkt greift Angerbauer unbewußt zu einer Methode, die sich seinem Schlüsselerlebnis, dem Film "Sierra Pelada", angleicht. So wie die Erde enthäutet ("pelada") wurde, so werden die goldenen Bodenfelder bis zu ihrem Kern, dem Bildinhalt, geschält. Die goldene Oberschicht wird durch die Menschen entblättert.
 
Nach Ablauf der Gestaltungsfrist werden die begehbaren goldenen Bodenfelder entfernt und vorerst als in einem Prozeß befindliche Objekte gelagert, bis sie vom Käufer zu aufgerichteten Wandobjekten umgewandelt werden.
 
Das erste Environment mit goldenen Feldern als goldener Eingang stellt die T.A.01793 dar. Es ist die 17. Handlung. Ab diesem Zeitpunkt hat Angerbauer seinen künstlerischen und ideellen Weg in den goldenen Bodenfeldern gefunden. Er integriert den Menschen in seinen Schaffensprozeß und verknüpft von da an jede der folgenden T.A. Handlungen in dieser künstlerischen Form des Environments oder des Minenfeldes. Die Verknüpfung der einzelnen Kunstformen ist verschieden, mal sind es Minenfelder, mal sind es Environments in Verbindung mit Synergie- oder anderen Objekten. So wird nach Angerbauer zwischen den einzelnen T.A. Handlungen durch die Inhalte und Verknüpfungen konstant eine energetische Vernetzung hergestellt.
 
Dabei behandelt Angerbauer (...) "über gesellschaftsrelevante Problemstellungen hinaus grundsätzliche Fragen menschlicher Existenz bzw. sozialen Agierens." (58)
 
 
 
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4.4.3.3. Ideeller Inhalt: Goldmine Transformatoren  < Zurück               
 
(56) Später Eisenplatten und Sicherheitsglas
(57) Minenfeld ist gleichzusetzen mit den Begriffen "goldene Schwellen", "goldene Felder", "goldener weg", "goldene Bodenfelder".
(58) Hochleitner, Martin 1996, S. 5