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Inhaltsverzeichnis der Magisterarbeit von Mag.
Manuela Schmid |
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4. Biografisch-künstlerischer Weg |
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4.1. Akademisch-künstlerische Ausbildung |
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Johannes Angerbauer wurde 1958 in Steyr,
Österreich, als Sohn von Prof. Akad. Metallplastiker Johann Angerbauer und der Ziseleurin
Gertrude Angerbauer geboren. Seine Eltern betrieben dort eine Goldschmiedewerkstatt mit
angegliedertem Schmuckatelier. So ist er schon als Kind mit Gold in Berührung gekommen.
Bereits mit sieben Jahren fertigte er für seine Mutter seinen ersten Ring an. |
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Als am Freitag, den 21. April 1999, über seine
Kindheit und Jugend gesprochen wurde, befand sich Angerbauer wie damals in einem
außerordentlich starken Spannungsverhältnis, wobei er sagte, daß "die formale
Äußerlichkeit der Schmuckstücke und der Schmuckwelt Trugbilder sind". Dies
unterstreicht die prägende Bedeutung seiner Jugend für den ambivalenten Umgang mit dem
Element Gold. |
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Sein Leben verlief zunächst durchaus bürgerlich
und wenig spektakulär. Nach der Grundschule besuchte er von 1968 bis 1972 das
Bundesrealgymnasium in Steyr, Österreich. Anschließend absolvierte er bis 1976 die
Höhere Technische Bundeslehranstalt Steyr, eine Fachschule für Kunsthandwerk, Gürtler,
Gold- und Silberschmiede. Danach machte er bis 1977 im elterlichen Betrieb in Steyr sein
Meisterjahr als Goldschmied und Gürtler. |
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1977 starb mit 49 Jahren der von ihm
hochgeschätzte Vater an einem Herzinfarkt. Von da an stellte sich bei Angerbauer ein
Spannungsverhältnis auf emotionaler zwischenmenschlicher Ebene ein, denn es war der
Wunsch seines Vaters gewesen, daß er die elterliche Werkstatt nach seinem akademischen
Studium übernehmen sollte. Durch die Art und Weise jedoch wie sein Vater verstorben ist,
wollte und konnte er die Werkstatt zu keinem Zeitpunkt übernehmen, denn er verband mit
dem Herzinfarkt die Metapher, daß das Herz des gesamten Schmuckateliers von diesem
Zeitpunkt an stillstand und für immer erloschen war. |
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Im gleichen Jahr entschied er sich für die
künstlerische Freiheit und besuchte die Hochschule für künstlerische und industrielle
Gestaltung in Linz, Österreich (Meisterklasse Metall bei Prof. Helmut Gsöllpointer;
Meisterklasse Bildhauerei bei Prof. Erwin Reiter). 1982 erlangte Angerbauer das Diplom
für Bildhauerei, Mag.Art. |
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1981/82 nahm er am Bildhauerseminar Gusen bei
Gottfried Höllwarth für Granitskulpturen teil. Dieses Seminar fügte sich gut in seine
bevorstehende Lebensphase. Es umfaßte den Gedanken der immer weiter fortschreitenden
Änderungen der Arbeitstechnologien. Dazu wurde es notwendig, daß der Künstler die
Werkstatt/Atelier verläßt und in den Werkshallen und Steinbrüchen der Industrie seine
Projekte verwirklicht. Dabei wird auch ein gesellschaftlicher Schritt getan. Ebenfalls
liegt eine Änderung in der Zielsetzung der künstlerischen Aufgaben vor. |
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"Eine Aktivierung des Lebensraumes durch
räumliche Zeichen, gesetzt als Identifikationsmöglichkeit und Orientierungspunkte,
welche aus dem reinen Zweck- und Konsumdenken hinausragen. Der Künstler wird Indikator
für das Aufspüren und Verwirklichen neuer seelisch-menschlicher Bedürfnisse, welche
unser Menschsein ausmachen und rechtfertigen."(26) |
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Es geht nicht mehr um die Ausschmückung von
Plätzen und Gebäuden, sondern vielmehr um die Humanisierung unserer Umwelt. Dieser
Leitgedanke bewegte Angerbauer schon länger und er entwickelte sich ab diesem Zeitpunkt
kontinuierlich in seinem weiteren künstlerischen Schaffen. |
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Die im Rahmen dieses Seminars geschaffene Arbeit
(Abb. 6) zeichnet sich durch besondere sensible Behandlung des Materials aus. Sein
behutsames Vorgehen begann schon bei der Materialauswahl und wurde bei der feinen
Ausarbeitung bis ins Detail sichtbar. Er stellt seine als Wand- oder Bodenrelief
konzipierte Landschaftsformation aus schwedischem Granit auf eine Aluminiumplatte. Dies
bringt Angerbauers Herkunft von der Metallgestaltung und vom Schmuck in der Synthese von
Stein und Metall zum Ausdruck. Beachtlich ist der Übergang vom bearbeiteten, polierten
Stein zur unberührten Bruchfläche. Die Granitlandschaft ufert in fein gegliederte,
unbearbeitete Teile aus. Durch den in Rissen gebrochenen Granit schimmert das Metall
kontrastierend zu den organischen Formen, die in ihren scharfen Brüchen zur metallischen
Härte des Untergrundes zurückweisen und so dem Werk zugleich Geschlossenheit und Dynamik
verleihen. |
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(OÖ-Nachrichten
18. Juni 1980) |
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Von 1982 bis 1983 leistete er Zivildienst als
Betreuer für schwerst geistig und mehrfach behinderte Kinder im Institut Hartheim,
Österreich - eine Zeit, die seinen sozialen Bezug stark prägte. |
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Im gleichen Jahr entschied sich Angerbauer doch,
seiner Mutter im Atelier zur Seite zu stehen und übernahm für kurze Zeit das elterliche
Schmuckatelier. Damals sah Angerbauer zunehmend im Gold ein besonderes Material. Er fing
gleichzeitig an, sich mit dem "Mythos Gold" auseinanderzusetzen. Es entstanden
Wandskulpturen von besonderer Art, wie das Werk "El Dorado". Der Drang nach
künstlerischer Freiheit wurde immer intensiver. 1983 wurde er Mitglied der
Berufsvereinigung Bildender Künstler Österreichs und Vizepräsident des Internationalen
Bildhauersymposions Mauthausen, Österreich. 1984 wurde er zusätzlich Mitglied der
Gesellschaft Bildender Künstler Österreichs, im Künstlerhaus Wien. |
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4.2. Schlüsselerlebnis - Goldmine
"Sierra Pelada" |
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3. Motivation und moralischer Impuls
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(26) Höllwarth Gottfried 1980, S. 6 |
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