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Inhaltsverzeichnis der Magisterarbeit von Mag.
Manuela Schmid |
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4. Biografisch-künstlerischer Weg |
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4.2. Schlüsselerlebnis - Die brasilianische Goldmine
"Sierra Pelada" |
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Eine Fernsehdokumentation aus der Reihe
"Universum" über die brasilianische Goldmine "Sierra Pelada"
("nackte Erde" bzw. "gehäutetes, geschürftes Gebiet") löste 1984
den emotionalen Umbruch in Angerbauers bisherigen Lebenslauf und in seinem künstlerischen
Schaffen aus, der mental schon lange in ihm vorbereitet war. |
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Es wurde gezeigt, wie zur Goldsuche (Abb. 7 und Abb. 8)
die Erde in unglaublicher Weise gleich einem Schlachtfeld aufgewühlt und
zerfurcht wurde. Zerlumpte "Garimpeiros" (Goldsucher) schleppten in
unendlich lang scheinenden Reihen Säcke voller Erde über Leitern, von
ihnen "Adios Mama" genannt, nach oben zur Goldwäsche. Wer keine Kraft mehr
hatte, fiel aus den Reihen der Arbeitskolonnen heraus und blieb in den
eingegrabenen Erdschluchten am Rand liegen. Es wurde über gestrandete
Menschen berichtet, die keine Mittel mehr fanden, umzukehren, über
regelrecht "versklavte" Menschen in hoffnungslosen Bedingungen voll
grausamer Kriminalität, Leid und Elend, ausgenutzt als Produktionsfaktor
durch Minengesellschaften. Die "Garimpeiros" nahmen unmenschliche
Strapazen auf sich, da ihnen schon vor ihrer "Sklavenarbeit" in der
"Sierra Pelada" die Lebenssituation hoffnungslos und ohne Aussicht auf
Besserung erschien. |
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Es war für Angerbauer ganz offenbar ein
traumatisches Erlebnis, das durch eine weitere Fernsehdokumentation mit dem Titel "El
Dorado" wenige Monate später seinen geistigen Umbruch festigte und in ihm eine
innere Krise auslöste: "Seither hatte ich bei jeder Anfertigung eines goldenen
Schmuckstückes das Gefühl, eine goldene Lüge zu produzieren. Das Gefühl einer
notwendigen Reinigung des Elements Gold verstärkte sich ab diesem Zeitpunkt
kontinuierlich." (27) |
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Dies war jedoch nur ein Aspekt. Denn gleichzeitig
symbolisierte die "Sierra Pelada" den rücksichtslosen Umgang mit der Natur. Wo
früher tropischer Wald in einem austarierten Ökosystem seit Jahrtausenden gedieh,
pflügte menschliche Habgier diese Landschaft zu einer wahrhaften Mondlandschaft um: kahl,
rot und zertrümmert. Minengesellschaften drängten mit ihren kalten
Kosten-Nutzen-Analysen in das Geschäft. |
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Für Angerbauer, aufgewachsen in einer
wohlgeordneten bürgerlichen Welt im oberösterreichischen Steyr, wo man begann, sich
über die Zerstörung der Umwelt, insbesondere der Bergregionen, Gedanken zu machen,
bedeuteten diese Eindrücke gleichzeitig Impulse für einen Erkenntnisprozeß und
Ausgangspunkt für weitere Handlungsmotivation. Dabei wurden alle anderen Gedanken
beiseite gelassen. Es wurde in diesem Moment seines Aufbruchs verdrängt, daß die
positiven Eigenschaften des Goldes für Industrie und Medizin zum Beispiel, auch Nutzen
bringen können. |
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1985 starb seine Mutter. Nun wagte er vollends die
Umsetzung in die künstlerische Freiheit und verpachtete das Schmuckatelier. |
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Ab diesem Zeitpunkt fühlte er sich wirklich frei.
Durch das oben beschriebene Schlüsselerlebnis bestärkt, arbeitete er als freischaffender
und finanziell unabhängiger Künstler. Seine neue Rolle war für ihn eine Art
Wiedergeburt, die er nun mit einem eigenen Künstlernamen, dem Pseudonym, "Johannes
Goldhoff", besiegelte. Seit dieser Zeit begann sich in Angerbauer etwas
Prozeßhaftes, auf künstlerische Aktionen Hinauslaufendes zu konkretisieren. |
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Weiter > 4.3. Begriffsprägung "Tellaura
Anacht(h)onismos" |
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4.
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(27) Angerbauer 1999b (zit. in E-Mail 1999) |
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